RESTEP
Für RESTEP spielen die Erinnerungen ihrer eigenen kulturellen japanischen Vergangenheit eine Rolle. Ausgehend von den Bewegungen und Musik der unterschiedlichen regionenspezifischen japanischen Volkstänze BON ODORI zum buddhistischen Sommerfest OBON, möchte Emi Miyoshi zu diesen Volkstänzen auf spielerische Art tänzerische, rythmische und musikalische Elemente erforschen, so dass sich eine eigene zeitgenössische Perspektive entfaltet.
Den Volkstänzen, als Teil religiöser und gesellschaftlicher Rituale, sind kollektive Erinnerungen und Geschichten einer ethnischen Gruppe eingeschrieben und funktionieren als gemeinsames Wiederbeleben einer geteilte kulturelle Vergangenheit. So auch der Tanz BON ODORI in Japan, der die Vorfahren versöhnt wenn ihre Seelen zu dem buddhistischen Fest OBON (お盆, 御盆 ) aus dem Jenseits in Diesseits zur ihren Familien zurückkehren. Wenn zu OBON einzelne Personen zu ihrem Ursprungsort zurückkehren, werden in einem grossen Kreis mit Mitgliedern der Familie und Ortsgemeinschaft, seit Jahrhunderten sich wiederholende Bewegungen und Gesänge gemeinschaftlich praktiziert und an die Verbundenheit der kulturellen Gruppe in der Vergangenheit und der Gegenwart erinnert und erneuert. BON ODORI weist dabei eine Vielzahl an unterschiedlichen ortspezifischen Merkmalen auf, und wird mal mit Gesang, mal in Geschlechtertrennung oder mit bestimmten Accesoires durchgeführt. Immer ist der Tanz aber geprägt von prägnanten Fuss und Bein-bewegungen hin zum Boden, welche die Verbindung mit den Geistern (als eine Art Totengebet) und der Natur symbolisieren. Die Liebe ist häufig Inhalt der lyrischen Texte, so dient der in grosser Gemeinschaft ausgeführte Tanz auch der Partnersuche. So sehr der Tanz die Gemeinschaft und die Verbindung ins Jenseits feiert, ist er inhaltlich auch immer von der Thematik des Verlustes geprägt.
In RESTEP recherchiert Emi Miyoshi die facettenreichen Merkmale des traditionsreichen Volkstanzes BON ODORI und versucht die Energie und Atmosphäre in eine zeitgenössische moderne Variante zu übertragen. Dabei reflektiert und arbeitet sie kritisch mit den symbolhaften Bedeutungen und Hirarchien der Bewegungen, die geprägt sind durch alltägliche, kulturelle, rituelle und religiöse .Einschreibung.